Waldbrand in der Hinteren Sächsischen Schweiz – aktuelle Lage

29.07.2022 00:00

Waldbrand-Winterberggebiet

  • Staatsminister Schuster und Günther im Brandgebiet unterwegs
  • Neue Brandherde nördlich der Kirnitzsch
  • Katastrophenalarm für Sebnitz ausgelöst
  • Vorsicht bei chronischen Atemwegserkrankungen

Am gestrigen Tag waren der Sächsische Innenminister, Armin Schuster, sowie der Staatsminister für Energie, Klimaschutz, Umwelt und Landwirtschaft, Wolfram Günther, gemeinsam mit Landrat Michael Geisler im Brandgebiet auf deutscher und anschließend auf tschechischer Seite unterwegs, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Vorab informierten sie sich in der regelmäßigen Morgenlage des Verwaltungsstabes bei Landrat Michael Geisler über die aktuelle Situation.

Im Ergebnis der Gespräche wurde mit den tschechischen Partnern vereinbart, dass die Zusammenarbeit zwischen Tschechien und Deutschland weiter intensiviert wird. Verbindungsbeamte in die regelmäßig stattfindenden Abstimmungsgespräche einbezogen werden und die gemeinsame Koordination der Löschhubschrauber sowie die grenzübergreifenden Überflugrechte unter anderem zur Wasserentnahme gesichert sind.

Beide Minister zollten den Brandbekämpfern Hochachtung und lobten den Einsatz, der bisweilen über die Erschöpfungsgrenze hinausgeht. Einen Waldbrand derartigen Ausmaßes hat es in der jüngeren Vergangenheit noch nicht im Landkreis gegeben. Laut Archivdokumenten gab es eine ähnliche Brandkatastrophe im Jahr 1842.

Auch Kati Kade, Beigeordnete des Landrates und zuständig für den Ordnungsbereich im Landratsamt, hatte ihren Urlaub abgebrochen und informierte sich am Donnerstagnachmittag vor Ort über das aktuelle Geschehen. Sie zeigte sich erschüttert und betroffen von der Größenordnung dieser Brandkatastrophe: „Ich bin beeindruckt von der Leistung, die die Kameradinnen und Kameraden hier abliefern. Es ist bemerkenswert, wie sie an ihre Erschöpfungsgrenze gehen, um zu verhindern, dass Schlimmeres passiert und wie in Tschechien auch Wohngebiete betroffen werden. Dafür ist in den nächsten Tagen noch jeder Einsatz erforderlich.“

Neue Brandherde an der Kirnitzsch

Gestern Abend wurden einige neue Brandstellen entdeckt:

  • nördlich der Kirnitzsch im Bereich der Rabensteine (konnte gelöscht werden)
  • am Großen Winterberg zwischen Weiberfähre und Roßsteig
  • im Bereich Grenze Schmilka in Tschechien hinter Grenzgebäude
  • im Bereich Partzschenhörner an der Grenze Überschlag auf deutsches Gebiet
  • im Bereich Roßberg / Heringsgrund / kleiner Zschand
  • Bereich schwarze Schlüchte / Partschenhörner an Grenze Zuwachs der betroffenen Gebiete

An den bisher bekannten Brandherden ist die Lage unverändert angespannt. Tagsüber wird die Brandlage im Gebiet permanent beobachtet.

Mit Auswertung der Satellitendaten konnten die Brandstellen flächenmäßig eingegrenzt werden. Danach wurde eine insgesamt betroffene Fläche von 150 Hektar festgestellt.

Einsatzkräfte

Zurzeit sind über 400 Einsatzkräfte im Brandgebiet zur Bekämpfung der Brandstellen unterwegs. Darunter befinden sich zwei Einsatzzüge aus Görlitz sowie ein Einsatzzug aus dem Landkreis Bautzen.

Technik

  • zwei Wasserwerfer der Landespolizei,
  • zwei Hubschrauber der Landespolizei
  • zwei Hubschrauber der Bundespolizei,
  • sechs Hubschrauber der Bundeswehr
  • drei Hubschrauber (Super-Puma und Bell 412) der Spezialflug International GmbH,
  • ein Boot,
  • zwei Tankfahrzeuge

Katastrophenalarm für Sebnitz ausgelöst

Nachdem bereits am 25.07.2022 der Katastrophenvoralarm ausgelöst wurde, gilt seit gestern, dem 28.07.2022, 23:00 Uhr, der Katastrophenalarm für die Große Kreisstadt Stadt Sebnitz. Grund sind Brandnester, welche jenseits der Kirnitzsch entdeckt worden sind. Das Feuer hat somit das Territorium der Großen Kreisstadt Sebnitz erreicht. Betroffen ist das Waldgebiet im hinteren Kirnitzschtalbereich, Grenzregion zu Tschechien. Eine Gefahr der Ausbreitung auf angrenzende Häuser liegt aktuell nicht vor.

Durch die Auslösung des Katastrophenalarms kann eine bessere Koordinierung der Einsatzkräfte ermöglicht und der Zugriff auf weitere Einsatzkräfte für nötige Löscharbeiten sichergestellt werden. Die Einsatzkräfte werden dabei der bestehenden Technischen Einsatzleitung unterstellt und durch die Katastrophenschutzbehörde des Landratsamtes unterstützt.

Katastrophenalarm bedeutet nicht gleich Evakuierung!

Vorsicht bei Atemwegserkrankungen

Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen, wie chronischer Bronchitis oder Asthma, sollten sich in den nächsten Tagen auf eine erhöhte Belastung der Atemwege durch witterungs- und brandbedingte Rauchbelastung einstellen. Körperliche Anstrengungen im Freien sollten weitestgehend vermieden werden. „Für eine eventuelle Verschlechterung des Gesundheitszustandes sollten ausreichend Notfallmedikamente vorgehalten werden“, rät Dr. Ina Bialk, Fachärztin für Allgemeinmedizin.

„Wir bitten die Menschen, die sich in den Regionen des Landkreises aufhalten, wo durch den Waldbrand in der Hinteren Sächsischen Schweiz eine Belastung durch eine enorme Rauchentwicklung vorherrscht, auf sich und ihre Angehörigen gut achtzugeben. Passen Sie auf Ihre Gesundheit auf und wenden Sie sich bei Fragen oder Problemen rechtzeitig an Ihren Hausarzt oder das Gesundheitsamt des Landkreises“, appelliert auch Landrat Michael Geisler an Betroffene.