Altlasten im Sinne des Bundesbodenschutzgesetzes (BBodSchG) sind
- stillgelegte Deponien / Müllkippen und Grundstücke, auf denen Abfälle behandelt, gelagert oder abgelagert worden sind (Altablagerungen) und
- Grundstücke, auf denen mit umweltgefährdenden Stoffen umgegangen worden ist (z.B. Industrieanlagen), durch die schädliche Bodenveränderungen oder sonstige Gefahren für den einzelnen oder die Allgemeinheit hervorgerufen werden (Altstandorte)
Im Sinne des Gesetzes zählen hierzu nicht Anlagen, deren Stilllegung nach Atomgesetz genehmigt werden muss.
Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge sind derzeit insgesamt 1.556 Altlasten und Altlastenverdachtsflächen im SALKA erfasst. Das Vorgehen der Altlastenbehandlung ist im BBodSchG und der Bundes-Bodenschutz- und Altlastenverordnung (BBodSchV)geregelt.
Von einer kontaminierten Fläche können sich Schadstoffe in gasförmiger, flüssiger oder fester Form ausbreiten und so auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Boden, Grundwasser oder Oberflächenwasser einwirken. Auch durch direkten Kontakt mit einer Altlast ist eine Schadstoffaufnahme möglich.
Wesentliche Teile der Altlastenbehandlung sind:
- Erfassung (formale Erstbewertung)
- Untersuchungen (historische Erkundung, orientierende Untersuchung, Detailuntersuchung,
ggf. Sanierungsuntersuchung) - Sanierungsplanung
- Sanierung sowie
- Überwachungsmaßnahmen (Monitoring)
Die Maßnahmen sind stufenweise durchzuführen. Je nach Ergebnis der einen Stufe werden Untersuchungen oder Maßnahmen der nächsten Stufe erforderlich. Die Stufenmethodik gewährleistet, dass der Aufwand und damit die Kosten dem jeweiligen Einzelfall angepasst werden. Der Umfang einer Sanierung und damit auch deren Kosten sind immer von der möglichen Gefahr, die von der Altlast ausgeht, und von der Art, wie Grundstücke weiter genutzt werden sollen, abhängig.
Weitere Informationen
Ausgangssituation
Das Gaswerk Sebnitz war 1891 mit Ofen, Nebenanlagen und einem Gasometer in Betrieb genommen worden. Der Standort liegt unmittelbar am Fließgewässer Sebnitz. 1892 und 1907 kam je ein weiterer Gasometer hinzu, sodass insgesamt drei Gasometer für die Gasversorgung zur Verfügung standen. Die Lage eines der drei Gasometer war trotz der historischen Recherchen bislang unbekannt. Die Reste dieses Gasometers wurden erst während der Sanierung aufgefunden. 1970 wurde das Gaswerk außer Betrieb genommen. Die oberirdischen Anlagenteile wurden demontiert. Der Betriebsstandort wurde gewerblich genutzt. Gegenwärtig befinden sich unterschiedliche Nutzungen auf dem Gelände: Carport, Garagen (DRK, Bergwacht), Autowerkstatt, Lager, Gasreglerstation und Stützpunkt des Kreisverbandes Sebnitz des DRK.
Seit 1992 wurden umfangreiche technische Erkundungen behördlich veranlasst, um bestehende Schadherde eingrenzen zu können, von denen Gefährdungen für die Umwelt ausgehen können, insbesondere für die angrenzende Sebnitz.
Im Boden wurden umfangreiche Belastungen an MKW, PAK und Cyaniden festgestellt. Leicht erhöhte Gehalte wurden bei Phenol und BTEX ermittelt. Als Kontaminationsschwerpunkt erwies sich der Bereich der Teer- und Ammoniakgruben, der zwischen dem bestehenden Gebäudekomplex des DRK und Gasreglerstation/Garagenkomplex liegt. Trotz der Großzahl der Beprobungen war eine genaue Abgrenzung der Ausdehnung der Teergrube nicht möglich.
Zielstellung
2017 wurde die Sanierungsuntersuchung abgeschlossen und entschieden, die Planung für die Sanierung zu erarbeiten. 2018 wurde der Sanierungsplan für verbindlich erklärt. Zielstellung ist die Beseitigung der wesentlichen Kontaminationen im Boden durch Aushub/Entsorgung (reichlich 2000 Tonnen) und Einbau unbelasteten Bodenmaterials. Als Sanierungszielwerte wurden Konzentrationswerte für PAK und Cyanide als Leitparameter im Boden festgelegt.
Umsetzung / Zwischenstand
Im November 2019 wurde mit der Sanierung begonnen. Die Maßnahmen sind in 3 Bauabschnitte unterteilt. Das schrittweise Vorgehen war zwingend erforderlich, um den Betrieb der angesiedelten Gewerbe und des DRK aufrechterhalten zu können. Das besondere Problem bestand/besteht im sehr eingeschränkten Platzdargebot sowohl im Hinblick auf die notwendigen Transportprozesse als auch hinsichtlich Flächen für Zwischenlager. Auch wurde das Winterhalbjahr bevorzugt, um die Belastungen/Belästigungen durch Ausdünstungen gering halten zu können.
Die Aushubarbeiten sind bis in eine Tiefe von max. 5 Metern durchzuführen. Dadurch ist mit dem Anfall von belastetem Grundwasser zu rechnen, weshalb für dieses eine Grundwasserreinigungsanlage (GWRA) installiert wurde. Als Aufstellfläche wurde die Fläche der früheren Kläranlage genutzt.
Während der Arbeiten stieß man auf die Mauern des bislang von der Lage unbekannten Gasometers. Das brachte zusätzlichen Aufwand für angepasste Maßnahmen mit sich. Es ging darum, aus dem vom Mauerring eingeschlossenen Volumen eine möglichst große Menge der Kontamination zu entfernen, ohne die Statik der umliegenden Gebäude zu beeinträchtigen.
Außerdem bedurfte es aufgrund der Ergebnisse der Probebohrungen für den Grubenverbau einer Neuberechnung der Statik.
Weitere Probleme brachte das Auffinden nicht verfüllter, unterirdischer Gruben innerhalb des letzten Bauabschnitts mit sich. In den Gruben befand sich noch Teeröl und teerölhaltiges Wasser.
All das führte zu erheblichen Verzögerungen im Bauablauf und zu einer entsprechenden Kostensteigerung. Der ursprünglich angeordnete Abschlusstermin der Sanierungsarbeiten konnte nicht gehalten werden. Die Sanierung dauert gegenwärtig (Juni 2020) noch an.
Ausgangssituation
Das Gelände der Dohna-Chemie wurde seit ca. 200 Jahren industriell / gewerblich genutzt. Ab 1804 bis ca. 1900 befand sich eine Lederfabrik mit Gerberei und verschiedenen Fabrik-, Dampfkessel- und Dampfmaschinengebäuden am Standort. Seit 1903 wurde das Gelände durch die chemische Industrie als Produktionsstandort, aber auch zur Ablagerung von Reststoffen (Halden) genutzt. Seit 1991 wurde und wird ein Teil des ehemaligen Betriebsgeländes durch die heutige Fluorchemie weiter genutzt. Auf dem Reststandort (westlicher Teil) verfiel nach Betriebseinstellung 1991/92 die Bausubstanz zusehends.
Aufgrund behördlich veranlasster umfangreicher technischer Erkundungsmaßnahmen seit 1997 wurden Gefahren durch beträchtliche Bodenbelastungen am Standort mit Auswirkungen auf die Gesundheit, das Grundwasser, Oberflächengewässer insbesondere die Bodlitz ermittelt.
Im Boden wurden umfangreiche Belastungen insbesondere mit LHKW, Arsen, Fluorid, Schwermetallen und PAK festgestellt. Als Hotspots wurden die ehemalige Holzschutzmittelanlage (Sanierungszone SZ 1) und das ehemalige Chloroformtanklager (Sanierungszone SZ 3) lokalisiert.
Zielstellung
Um die Fläche trotz dieser Belastungen wieder nutzbar zu machen, erfolgte eine Überarbeitung des Nutzungskonzepts durch die Dohna-Chemie GmbH und mündete in den B-Plan-Beschluss der Gemeinde Ende des Jahres 2014 zum „Gewerbegebiet Weesensteiner Straße". Für den nördlichen Bereich ist nun eine Solarfläche zur Erzeugung regenerativer Energie vorgesehen, der mittlere Bereich soll wieder gewerblich genutzt werden können und der südliche Bereich (größtenteils festgesetztes Überschwemmungsgebiet) soll Grünfläche werden. Als Voraussetzung für eine nachfolgende gewerbliche Nutzung ist die Sanierung der SZ 1 und SZ 3 sowie die Sicherung der Bodlitz festgeschrieben.
Umsetzung
Ab Februar 2014 begann der sukzessive Rückbau der maroden Bausubstanz. Neben kleinflächigen Chrom VI-Belastungen wurde hier die stark kontaminierte Bausubstanz entfernt und die bis dato aufgrund der Einsturzgefahr bisher nicht durchführbaren, notwendigen abschließenden Erkundungsmaßnahmen ausgeführt.
Im Rahmen der Abbruchmaßnahmen der Dohna-Chemie GmbH wurde der Unteren Bodenschutzbehörde im April 2015 ein bislang unbekannter, wassergefüllter Keller angezeigt. Die Aktenrecherche ergab eine historische Nutzung als Kältemittelanlage (R113-Anlage und R22-Abfüllung). Im Rahmen der nachfolgenden Erkundungen wurde hier ein weiterer Kontaminationsschwerpunkt mit flüchtigen Schadstoffen (LHKW) festgestellt. Analog zum ehemaligen Chloroformtanklager besteht die Notwendigkeit einen möglichst großen Teil der Schadstoffe zu entfernen,
Im gesamten Bereich des ehemaligen Chloroformtanklagers und der Kältemittelanlage wurden im Zeitraum von Oktober 2015 bis Januar 2016 fast 280 Großlochbohrungen mit einem Durchmesser von 1,5 Metern bis in maximal 8,6 m Tiefe abgeteuft.
Dies bedeutet allein für diesen Teilbereich der Gewerbefläche die umweltgerechte Entsorgung des von mehr als 10.500 t belasteten Bodens und Abbruchmaterials.
Im Anschluss an diese Sanierungsarbeiten schloss sich die Neuverlegung der Bodlitz vom Zulaufschacht auf dem Betriebsgelände bis zur Mündung in die Müglitz an. Aufgrund eingefallener Schächte und unbekannten Verlaufs auf dem Betriebsgelände wurde ein paralleler Neubau favorisiert.
Aufgrund des sehr hohen Grundwasserstandes wurden alle Tiefbauarbeiten durch Wasserhaltungsmaßnahmen und einer Abstromsicherung begleitet. In diesem Rahmen wurden zusätzlich zu den Bodendekontaminationsmaßnahmen über 16.000 m3 belastetes Grundwasser gereinigt und abgeleitet.
Zum Schutz der Bauausführenden und Anwohner erfolgte während der gesamten Sanierungsarbeiten eine Überwachung der Luft auf LHKW. So konnten bei ansteigenden Werten umgehend Maßnahmen, wie zeitweise Räumung bestimmter Bereiche und Betreiben eines Fogsystems, eingeleitet werden.
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Hausmülldeponien und Altablagerungen
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Industrielle Absetzanlagen (IAA)
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Altbergbauhalden
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Betriebsdeponien
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Industriell genutzte Flächen (Altstandorte)
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Sanierung der „Hausmüllablagerungen an der Paul-Berndt-Halde
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Sanierung „ESW-Halde südlich Hüttengrund“
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Sanierung „Kettenberghalde“
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2 Sanierungsflächen des Altstandortes BGH Edelstahlwerke Freital
- Sanierung Altlastenstandort Freital-Saugrund Schriftenreihe des LfULG, Heft 11/2017
- Revitalisierung Freital-Saugrund Nachhaltiger Schutz von Mensch und Umwelt
- Publikation Altlastenbehandlung in Sachsen - eine Bestandsaufnahme 5. Praxisbeispiel 7 "Revitalisierungsprojekt Freital-Saugrund"